Die Geschichte des Fensters

Heutzutage sind Fenster aus Glas Selbstverständlichkeiten. Historisch gesehen, war dies aber ganz und gar nicht der Fall. Wir waren neugierig und haben uns gefragt, wann es die ersten Fenster gab, wie diese ausgesehen haben und wann schließlich das Glaselement ins Spiel gekommen ist.

Fenster aus Tierhaut - oder wie wir von Fensterfolien Zemann das sehen: die erste Fensterfolie ?

Fensterartige Öffnungen gab es vermutlich schon, als die Menschen sesshaft wurden. Die frühesten Fensterformen waren in der Bronze- und Eisenzeit in Form abgekratzter und gestreckter Tierhäute zu finden. Während bei den Ägyptern Tierhäute und Alabaster als Verschlüsse der Fensteröffnungen verwendet wurden, experimentierten die Römer bereits mit Glas.

 In seinen Anfängen war ein Fenster ganz einfach ein Loch in der Wand beziehungsweise Decke. Die Germanen nannten diese Öffnung „Windauge“. Dieses war per se nicht als Lichtquelle gedacht. Das Licht kam vom Lagerfeuer und der Rauch, der durch das Feuer entstand, konnte durch das Windauge entweichen.

Interessant: Das englische Wort für Fenster – „window“ – leitet sich vom germanischen Wort „Windauge“ ab. Das im deutschsprachigen Raum bekannte Wort „Fenster“ findet seinen Ursprung im lateinischen „fenestra“ und bedeutet so viel wie „Wandöffnung“.

Erste Versuche eines Schiebefensters

Historiker glauben, dass Glas für Fenster zum ersten Mal Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus verwendet wurde, als die Römer entdeckten, dass die Zugabe von Manganoxid zu den Häuten eine klare Substanz schuf – ähnlich wie Glas.
Bis ins ausgehende Mittelalter waren verglaste Fenster vor allem in den einfachen Häusern der Bauern und Bürger noch kaum in Gebrauch oder einfach zu teuer. Die Herstellung durch den Glasmacher inklusive abschließenden Walzens ließ keine allzu großen Formate zu, daher wurden, wenn überhaupt, nur vereinzelt kleine Scheiben eingesetzt.

Im Grunde war Glas damals nur etwas für die Reichen und stellte auch ein Zeichen von Wohlstand dar, weshalb Archäologen auch nur in der Lage waren, es auf den wichtigsten Gebäuden in alten historischen Siedlungen zu finden.

Schiebefenster Stein

Butzenscheiben

Im 12. Jahrhundert kam schließlich die Butzenscheibe auf. Hergestellt wurde diese durch das Blasen einer Kugel, die unten offen war und anschließend geschleudert wurde. Durch diesen Vorgang entstand eine runde Scheibe, die einen Durchmesser von ca. 15 Zentimetern hatte. Die einzelnen Scheiben wurden durch Bleistege miteinander verbunden.

Die Herstellung großflächiger Glasscheiben war technisch nicht möglich, daher wurden große Fenster jahrhundertelang aus vielen kleinen Glasstücken zusammengesetzt. Dadurch war die Scheibe aber nie ganz gleichmäßig.

Butzenscheiben

Interessant: Um 1300 begann man in Europa in den wohlhabenden Bevölkerungsschichten allmählich mit dem Einsatz von Glasfenstern.

Joseph Paxtons Kristallpalast

1851 revolutionierte Joseph Paxtons Kristallpalast die Glasherstellung und architektonische Gestaltung mit Glas. Mit 24,7 mal 122 Zentimeter wurden die größten Scheiben eingesetzt, die bis dahin aus ungefasstem Glas erzeugt wurden.

Leider wurde der Crystal Palace 1936 durch einen Brand vollkommen zerstört.

(Quelle: Wikipedia)

Joseph Paxtons Kristallpalast

Floatverfahren

Erst um 1960 setzte das industrielle Floatverfahren in der Herstellung von Flachglas neue Maßstäbe. Dieses ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem die flüssige Glasschmelze fortlaufend von einer Seite in ein Bad aus flüssigem Zinn geleitet wird, worauf das Glas schwimmt.

Floatverfahren

Es wird seit den 1960er-Jahren industriell angewandt und hat seither die meisten anderen Methoden zur Flachglasherstellung weitgehend verdrängt. Dieser Prozedur entstammen inzwischen etwa 95 Prozent des gesamten Flachglases aller Anwendungsbereiche, wie Fensterglas, Autoscheiben und Spiegel.

In der heutigen Zeit ist das Fenster zu einem Hightech-Produkt geworden. Die Forschung arbeitet unter anderem an „intelligenten“ Modellen, bei denen nicht nur an den gestalterischen Anforderungen, sondern auch bauphysikalischen Aufgaben, wie Wärme- und Schallschutz, gefeilt wird.



Beeindruckend sind aber nicht nur die Geschichte und Entwicklung des (Glas-)Fensters, sondern auch, was mittlerweile im Bereich Glasarchitektur möglich geworden ist. In einem kürzlich von uns veröffentlichten Blogbeitrag „Wer im Glashaus sitzt“ haben wir die beeindruckendsten Glasbauwerke unserer Zeit für Sie zusammengestellt. Warum da schon fast zu tiefe Einblicke gewährt werden, können Sie hier nachlesen!

 

Also, wer bekommt da nicht Lust auf ein schönes Stück Glas ?

 

Bildquellen:

1) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Mitterkirchen_Keltendorf_-_Herrenhaus_1_Fenster.jpg
2) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3c/Steinernes_Schiebefenster.jpg/170px-Steinernes_Schiebefenster.jpg
3) http://glas-per-klick.de/butzen/index.html
4) http://www.bernd-nebel.de/bruecken/index.html?/bruecken/6_technik/eisen/eisen.html
5) http://www.historfen.ch/floatglas/

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